
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt haben sich die Universität Jyväskylä und das Swiss Cyber Institute zusammengetan, um die komplexe Landschaft der KI-Integration in der Bildung zu untersuchen. Ziel dieser Zusammenarbeit war es, die Perspektiven von Pädagogen in Bezug auf den Einsatz von KI-Tools in der Unterrichtspraxis zu verstehen und sich dabei sowohl auf die Chancen als auch auf die Herausforderungen zu konzentrieren, die mit diesem sich entwickelnden Bereich verbunden sind.
In den letzten Jahren standen Pädagogen vor der Herausforderung, mit dem raschen Aufkommen neuer Technologien und Tools im Bildungsbereich Schritt zu halten. Besonders deutlich wird dies bei den Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz, die zu erlernen und effektiv in den Unterricht zu integrieren, Zeit erfordert. KI-Anwendungen haben gezeigt, dass sie das Potenzial haben, Lernerfahrungen zu personalisieren, Studenten zu motivieren und die Lernergebnisse zu verbessern. Angesichts ihrer zentralen Rolle im Lernprozess spielen Pädagogen eine entscheidende Rolle bei der Implementierung von KI-Tools im Bildungsbereich. Bisherige Forschungen haben sich jedoch hauptsächlich darauf konzentriert, die Sichtweise von Lehrern auf bestimmte KI-Tools zu verstehen, und dabei weitergehende Motivationen, Fähigkeiten und Bedenken ausser Acht gelassen. Unsere Studie soll diese Lücke schliessen, indem sie die wichtigsten ethischen Bedenken von Pädagogen identifiziert und die Fähigkeiten untersucht, die sie für die effektive Einbindung von KI-Tools in ihre Lehrmethoden für notwendig halten.
Die Studie basiert auf den Erkenntnissen von 48 Pädagogen aus 32 Ländern und verwendet eine umfassende Umfragemethode, die über verschiedene Lehrer-Communities auf Social-Media-Plattformen verbreitet wurde. Die Befragten, die ein breites Spektrum an Lehrerkenntnissen und -erfahrungen repräsentieren, gaben wertvolle Einblicke in ihre Vertrautheit mit KI-Konzepten, die Nutzung von KI-Tools und ihr Interesse an KI-bezogenen Schulungen. Die Umfrageteilnehmer verfügten über unterschiedlich viel Lehrerfahrung, wobei die Mehrheit (78,3%) mehr als 10 Jahre Unterrichtspraxis vorweisen konnte. Nahezu alle Teilnehmer (92%) gaben an, mit KI im Bildungswesen vertraut zu sein. Ausserdem gaben 85% der Pädagogen an, dass sie persönlich KI-Tools oder -Anwendungen in ihrer Lehrtätigkeit einsetzen. Die Teilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Unterrichts und unterrichteten eine Vielzahl von Fächern wie Naturwissenschaften, Sprachen, Technologieerziehung, Sozialkunde, Informatik, Mathematik und Literatur.
In der ersten Phase der Umfrage gaben Pädagogen detaillierte Einblicke in die KI-Tools, die sie verwenden, und in die Faktoren, die sie zu deren Einsatz motivieren. Zu den erwähnten Tools gehören ChatGPT, AIforslides, Canva, Huggingface, Curipod und Grammarly. Eine deutliche Mehrheit, nämlich 90 % der Teilnehmer, bekundete großes Interesse an Schulungen oder beruflicher Weiterbildung im Zusammenhang mit KI-Tools im Bildungsbereich. Umgekehrt gaben 10 % an, unsicher zu sein oder es in Erwägung zu ziehen, und keiner äusserte Desinteresse. Die Antworten auf die Umfrage zu den bevorzugten Themen für KI-Fähigkeiten zeigten, dass die Pädagogen unterschiedliche Interessen haben. Sie zeigten sich begeistert von praktischen Anwendungen der KI, wie z.B. dem Sprachunterricht und der Integration in naturwissenschaftliche Lehrpläne, um das Lernen zu bereichern. Darüber hinaus wollten die Pädagogen die Funktionsweise von KI-Tools verstehen und betonten deren Nutzen sowohl in humanistischen als auch in wissenschaftlichen Bereichen.
Neben den praktischen Anwendungen interessierten sich die Pädagogen auch für den breiteren Kontext der KI im Bildungswesen. Einige betonten die Bedeutung inklusiver Unterrichtspraktiken und das Potenzial von KI zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Bildungswesen. Darüber hinaus zeigten die Pädagogen eine praktische Einstellung und äusserten Interesse an Themen wie Unterrichtsvorbereitung, Engagement der Schüler und Souffleurtechnik. Dies deutet auf den Wunsch nach praktischem Wissen und Strategien zur Integration von KI in die tägliche Unterrichtspraxis hin. Die Pädagogen äusserten auch Interesse an der Förderung der Interaktion zwischen Schülern und KI im Klassenzimmer und erkannten KI als ein Werkzeug für die formative Bewertung und das Engagement.

Die Umfrage zeigte auch erhebliche ethische Bedenken hinsichtlich der Integration von KI in die Bildung auf. Ungefähr 70% der Befragten äusserten deutliche Befürchtungen über die ethischen Implikationen der KI-Nutzung, wobei 20% Unsicherheit angaben. Im Gegensatz dazu äusserten 20% ausdrücklich keine Bedenken. Zu den grössten Befürchtungen gehörte der vermeintliche Mangel an Kontrolle über KI-Entscheidungen, wobei 19 Lehrer diese Sorge teilten. Voreingenommenheit in KI-Algorithmen wurde von 18 Pädagogen hervorgehoben, die befürchteten, dass sich mögliche Voreingenommenheit auf die Bildungsergebnisse auswirken könnte. Darüber hinaus betonten 11 Lehrer, wie wichtig es ist, die Entscheidungsprozesse der KI zu verstehen, und äusserten Vorbehalte hinsichtlich ihrer Interpretierbarkeit. Die Nichtberücksichtigung von Fachwissen aus der Praxis war für 16 Befragte ein wichtiges Anliegen, da sie befürchteten, dass wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen von Pädagogen unberücksichtigt bleiben könnten. Weitere von den Teilnehmern geäusserte Bedenken betrafen die Genauigkeit von KI-Tools, den Zugang von Schülern, mangelnde Erfahrung im Umgang mit KI, Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, den potenziellen Verlust origineller Gedanken, die Spaltung der Gesellschaft und das Übersehen von Lernaspekten wie Autonomie und Sozialisation.
In Zusammenarbeit mit der Universität Jyväskylä und dem Swiss Cyber Institute plädiert die Studie für einen ganzheitlichen Ansatz zur Integration von KI in die Bildung und betont die Bedeutung grundlegender KI-Fähigkeiten und ethischer Überlegungen. Indem sie Pädagogen mit den erforderlichen Kenntnissen und Kompetenzen ausstatten, können Bildungsakteure verantwortungsvoll durch die Komplexität der KI-Integration navigieren und gleichzeitig ihr transformatives Potenzial zur Bereicherung von Lehr- und Lernerfahrungen nutzen.
Mit Blick auf die Zukunft ist diese Forschung die erste von vielen gemeinsamen Unternehmungen zwischen der Universität Jyväskylä und dem Swiss Cyber Institute. Künftige Forschungsinitiativen werden sich auf die Erforschung von KI in der Bildung, KI-Fairness und die Einführung von KI-Themen konzentrieren. Das zweite Papier mit dem Titel „Ethical Educational Data Processing Differences of Students with Special Needs in Post-Soviet Countries“ (Ethische Unterschiede bei der Verarbeitung von Bildungsdaten von Schülern mit besonderen Bedürfnissen in postsowjetischen Ländern) soll im Juli dieses Jahres auf der Educational Data Mining Konferenz in Atlanta, USA, vorgestellt werden. Diese laufenden Bemühungen unterstreichen das Engagement beider Institutionen, das Wissen und das Verständnis auf dem Gebiet der Integration von KI in die Bildung zu fördern, wobei ethische Überlegungen und integrative Praktiken im Vordergrund stehen.





